Erste Orientierung in schwerer Zeit
Ein Todesfall bringt nicht nur tiefe Trauer, sondern auch eine Vielzahl organisatorischer Aufgaben mit sich. Besonders in den ersten Stunden und Tagen fühlen sich viele Angehörige überfordert.
Wichtig zu wissen: Sie müssen nicht alles sofort regeln. Die meisten Schritte haben Zeit, und professionelle Hilfe ist verfügbar. Dieser Ratgeber gibt Ihnen eine einfühlsame und praktische Orientierung – Schritt für Schritt.
Sofortige vs. spätere Aufgaben
- Sofort erforderlich: Ärztliche Feststellung, Angehörige informieren
- Binnen 24-48 Stunden: Bestatter kontaktieren, wichtige Dokumente
- Binnen 3 Werktagen: Standesamtliche Meldung
- In den ersten Wochen: Versicherungen, Nachlass, Trauerfeier
Ärztliche Feststellung des Todes
Der erste und wichtigste Schritt nach einem Todesfall ist die offizielle Feststellung des Todes durch eine Ärztin oder einen Arzt.
Bei einem Sterbefall zu Hause
- Hausarzt kontaktieren: Falls bekannt und erreichbar
- Ärztlicher Notdienst: Tel. 116 117 (bundesweit)
- Bei Notfällen: 112 (Rettungsdienst)
In Einrichtungen
- Pflegeheim oder Krankenhaus: Die Einrichtung übernimmt die Benachrichtigung
- Hospiz: Medizinisches Personal ist in der Regel vor Ort
Der Todesschein
Nach der Untersuchung stellt der Arzt den Todesschein (Leichenschauschein) aus. Dieses Dokument enthält:
- Bestätigung des Todes
- Todeszeitpunkt
- Todesursache
- Ist Grundlage für alle weiteren Schritte
Wichtig: Ohne ärztliche Feststellung darf der Verstorbene nicht bewegt oder bestattet werden.
Angehörige und Nahestehende informieren
Prioritäten setzen
Informieren Sie zunächst die engsten Angehörigen und Personen, die dem Verstorbenen nahestanden:
- Partner/in, Kinder, Eltern
- Beste Freunde
- Möglicherweise Arbeitgeber oder Betreuungspersonen
Unterstützung organisieren
- Bitten Sie eine Vertrauensperson um Hilfe bei den Telefonaten
- Erstellen Sie eine Liste wichtiger Kontakte
- Delegieren Sie Aufgaben, wenn möglich
Wichtige Gespräche
Seien Sie darauf vorbereitet, das Gespräch mehrmals zu führen. Formulierungen wie:
- "Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass [Name] verstorben ist"
- "Es tut mir leid, aber [Name] ist heute Morgen/gestern friedlich eingeschlafen"
Tipp: In den ersten Stunden ist es in Ordnung, nur die wichtigsten Personen zu informieren. Weitere Benachrichtigungen können warten.
Bestattungsunternehmen beauftragen
Sobald der Tod ärztlich festgestellt wurde, sollten Sie einen Bestatter Ihrer Wahl kontaktieren. Dieser übernimmt auf Wunsch viele organisatorische Aufgaben und entlastet Sie erheblich.
Was ein Bestattungsunternehmen übernimmt
- Überführung des Verstorbenen
- Hygienische Versorgung und Ankleidung
- Behördengänge (Standesamt, etc.)
- Organisation der Trauerfeier
- Grabstelle und Friedhof koordinieren
- Traueranzeigen und Einladungen
Tipps zur Auswahl
- Nehmen Sie sich Zeit für ein ausführliches Beratungsgespräch
- Mehrere Angebote einholen ist völlig normal und empfehlenswert
- Transparente Kostenaufstellung verlangen
- Auf Ihr Bauchgefühl hören – die Chemie muss stimmen
- Empfehlungen aus dem Bekanntenkreis berücksichtigen
Erste Fragen beim Beratungsgespräch
- Welche Bestattungsformen sind möglich?
- Was sind die Gesamtkosten (inkl. aller Nebenkosten)?
- Welche Aufgaben übernimmt das Bestattungsunternehmen?
- Wie läuft die weitere Planung ab?
Wichtig: Sie haben das Recht, den Bestatter frei zu wählen. Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen.
Wichtige Dokumente zusammenstellen
Für die Beurkundung des Todes und die Bestattungsplanung benötigen Sie verschiedene Unterlagen. Keine Sorge: Nicht alle müssen sofort verfügbar sein.
Sofort benötigte Dokumente
- Personalausweis der verstorbenen Person
- Todesbescheinigung (vom Arzt)
Für die Standesamtsmeldung
- Geburtsurkunde der verstorbenen Person
- Heiratsurkunde oder Scheidungsurteil (falls verheiratet/geschieden)
- Sterbeurkunde des Ehepartners (falls verwitwet)
Weitere wichtige Unterlagen
- Krankenversicherungskarte
- Rentenversicherungsnummer
- Bestattungsvorsorgevertrag (falls vorhanden)
- Willenserklärung zur Bestattung (falls vorhanden)
- Testament (falls bekannt)
Hilfreiche Dokumente
- Adressbuch oder Kontaktliste
- Versicherungspolice (Sterbeversicherung)
- Bankunterlagen
Tipp: Suchen Sie die Dokumente nicht alle auf einmal. Der Bestatter hilft Ihnen dabei und erklärt, was wann benötigt wird.
Standesamtliche Beurkundung des Todes
Der Todesfall muss innerhalb von drei Werktagen beim zuständigen Standesamt des Sterbeortes gemeldet werden.
Was passiert beim Standesamt?
- Beurkundung des Todes in das Sterberegister
- Ausstellung der Sterbeurkunden
- Prüfung der eingereichten Dokumente
Wer meldet den Todesfall?
In den meisten Fällen übernimmt der beauftragte Bestatter diese Aufgabe. Sie können es aber auch selbst erledigen.
Die Sterbeurkunde
Nach der Anmeldung erhalten Sie mehrere Ausfertigungen der Sterbeurkunde:
- Für Versicherungen (oft Original erforderlich)
- Für Banken und Behörden
- Für den eigenen Nachweis
Wichtig: Bestellen Sie ausreichend viele Exemplare – Kopien werden oft nicht akzeptiert.
Kosten
- Standesamtsgebühren: ca. 10-15 Euro
- Jede weitere Sterbeurkunde: ca. 5-10 Euro
Bestattungsform und Trauerfeier planen
Gemeinsam mit dem Bestattungsunternehmen planen Sie die Art der Bestattung und die Trauerfeier. Berücksichtigen Sie dabei die Wünsche der verstorbenen Person, falls diese bekannt sind.
Grundsätzliche Entscheidungen
- Erdbestattung oder Feuerbestattung?
- Weltliche oder religiöse Trauerfeier?
- Ort der Beisetzung (Friedhof, Friedwald, etc.)
- Zeitpunkt der Trauerfeier
Weitere Planungsaspekte
- Trauerredner oder Geistlicher
- Musik für die Trauerfeier
- Blumenschmuck und Trauerkranz
- Trauermahlzeit nach der Beisetzung
- Einladungen und Traueranzeigen
Besondere Bestattungsformen
- Seebestattung
- Waldbestattung (Friedwald, Ruheforst)
- Anonyme Bestattung
- Naturbestattung
Tipp: Lassen Sie sich verschiedene Optionen erklären und entscheiden Sie in Ruhe. Die meisten Bestattungsformen sind in allen deutschsprachigen Ländern möglich, haben aber unterschiedliche rechtliche Voraussetzungen.
Versicherungen und Behörden benachrichtigen
Nach der Standesamtsmeldung sollten verschiedene Stellen über den Todesfall informiert werden. Diese Aufgaben haben meist Zeit bis zu einigen Wochen nach dem Todesfall.
Priorität 1: Versicherungen
- Krankenversicherung (Chipkarte zurückgeben)
- Rentenversicherung (Rentenzahlungen stoppen)
- Lebensversicherung oder Sterbegeldversicherung
- Private Krankenversicherung
Priorität 2: Arbeit und Einkommen
- Arbeitgeber (falls noch berufstätig)
- Arbeitsagentur (bei Arbeitslosengeld)
- Sozialamt (bei Sozialleistungen)
Priorität 3: Verträge und Abonnements
- Bank (Konten, Daueraufträge)
- Versicherungen (Haftpflicht, Auto, etc.)
- Vermieter oder Hausverwaltung
- Strom-, Gas-, Wasserversorger
- Telefon und Internet
- Zeitungsabos, Mitgliedschaften
Benötigte Unterlagen
Für die meisten Benachrichtigungen benötigen Sie:
- Sterbeurkunde (oft im Original)
- Ihre eigenen Ausweisdokumente
- Vertragsnummern oder Kundennummern
Tipp: Erstellen Sie eine Liste und arbeiten Sie sie systematisch ab. Viele Bestatter helfen auch bei diesen Behördengängen.
Erbschaft und Nachlass regeln
Die Nachlassregelung ist oft komplex und kann Zeit brauchen. In den ersten Wochen geht es hauptsächlich um die Grundlagen.
Testament und Erbfolge
- Testament suchen (oft beim Notar hinterlegt)
- Testament dem Nachlassgericht vorlegen (falls vorhanden)
- Gesetzliche Erbfolge klären (falls kein Testament)
Erste wichtige Fragen
- Wer ist erbberechtigt?
- Gibt es Schulden oder Vermögenswerte?
- Muss die Erbschaft angenommen oder ausgeschlagen werden?
- Wird ein Erbschein benötigt?
Professionelle Hilfe
Bei komplexeren Nachlassregelungen ist rechtliche Beratung sinnvoll:
- Notar für Erbscheine und Testamentseröffnung
- Fachanwalt für Erbrecht bei Streitigkeiten
- Steuerberater bei größeren Vermögen
Fristen beachten
- Erbausschlagung: 6 Wochen ab Kenntnis
- Erbschaftsteuer: Anmeldung binnen 3 Monaten
Wichtig: Lassen Sie sich nicht unter Zeitdruck setzen. Die meisten erbrechtlichen Entscheidungen können durchdacht werden.
Praktische Checkliste für den Todesfall
Sofort (erste 24 Stunden)
- [ ] Ärztliche Feststellung des Todes veranlassen
- [ ] Engste Angehörige informieren
- [ ] Bestattungsunternehmen kontaktieren
- [ ] Todesschein sicher aufbewahren
In den ersten Tagen
- [ ] Wichtige Dokumente zusammensuchen
- [ ] Standesamtsmeldung (binnen 3 Werktagen)
- [ ] Bestattungsform und Termin abstimmen
- [ ] Weitere Angehörige und Freunde informieren
In der ersten Woche
- [ ] Krankenversicherung benachrichtigen
- [ ] Rentenversicherung informieren
- [ ] Arbeitgeber kontaktieren (falls zutreffend)
- [ ] Trauerfeier planen
In den ersten Wochen
- [ ] Versicherungen und Banken benachrichtigen
- [ ] Verträge und Abonnements kündigen
- [ ] Testament suchen und vorlegen
- [ ] Nachlass und Erbschaft klären
- [ ] Steuerliche Aspekte prüfen
Langfristig
- [ ] Grabpflege organisieren
- [ ] Trauerbegleitung in Anspruch nehmen (bei Bedarf)
- [ ] Persönliche Gegenstände des Verstorbenen regeln
Hilfe und Unterstützung annehmen
Sie sind nicht allein
Auch wenn organisatorisch vieles zu regeln ist: Nehmen Sie sich Zeit für Ihre Trauer. Es ist völlig normal und wichtig, sich überfordert zu fühlen.
Professionelle Hilfe
- Bestattungsunternehmen: Übernimmt viele organisatorische Aufgaben
- Trauerbegleitung: Emotionale Unterstützung in schwerer Zeit
- Notfallseelsorge: 24/7 erreichbar in akuten Krisensituationen
- Hausarzt: Bei körperlichen oder psychischen Problemen
Familie und Freunde
- Bitten Sie aktiv um Hilfe – die meisten Menschen helfen gerne
- Delegieren Sie Aufgaben: Telefonieren, Einkaufen, Behördengang
- Lassen Sie sich bekochen oder zum Essen einladen
- Nehmen Sie Hilfe im Haushalt dankbar an
Selbstfürsorge nicht vergessen
- Essen und trinken Sie regelmäßig
- Schlafen Sie ausreichend
- Bewegen Sie sich an der frischen Luft
- Sprechen Sie über Ihre Gefühle
Wichtig: Trauer hat keinerlei Zeitplan. Geben Sie sich die Zeit, die Sie brauchen.