Die ökologische Belastung traditioneller Bestattungen
Traditionelle Bestattungen haben oft eine erhebliche Umweltbelastung zur Folge. Bei der klassischen Erdbestattung werden nicht nur Ressourcen für den Bau von Särgen und Grabsteinen verbraucht, sondern auch chemische Substanzen zur Einbalsamierung eingesetzt, die langfristig in den Boden und das Grundwasser gelangen können.
Umweltauswirkungen im Überblick:
- Holzverbrauch: Jährlich Millionen Kubikmeter für Särge
- Energieverbrauch: Hoher Energieaufwand bei Einäscherungen
- Chemikalien: Formaldehyd und andere Konservierungsstoffe
- CO₂-Ausstoß: Sowohl bei Kremation als auch Transport
- Landnutzung: Große Friedhofsflächen für Jahrhunderte belegt
Grüne Bestattungen: Rückkehr zur Natur
Eine der bekanntesten nachhaltigen Bestattungsformen ist die „grüne Bestattung" oder „Naturbestattung". Hierbei wird der Verstorbene in einem biologisch abbaubaren Sarg oder Leichentuch direkt in der Erde beigesetzt, ohne vorherige Einbalsamierung.
Merkmale grüner Bestattungen:
- Biologisch abbaubare Materialien: Särge aus unbehandeltem Holz, Korbgeflecht oder Karton
- Natürliche Kleidung: Textilien aus Naturfasern ohne synthetische Zusätze
- Verzicht auf Einbalsamierung: Körper wird in natürlichem Zustand beigesetzt
- Naturnahe Grabstätten: Steine aus der Region, heimische Pflanzen
- Minimaler Eingriff: Förderung der natürlichen Verwesung und Renaturierung
Innovative nachhaltige Bestattungsmethoden
Resomation (Alkalische Hydrolyse)
- Verfahren: Auflösung des Körpers in alkalischer Lösung
- Vorteile: 90% weniger Energieverbrauch als Kremation
- Ergebnis: Sterile Knochenasche und nährstoffreiche Lösung
Reerdigung (Human Composting)
- Prinzip: Natürliche Kompostierung zu nährstoffreicher Erde
- Dauer: 30-60 Tage kontrollierter Zersetzungsprozess
- Nutzen: Entstehung von ca. 1 Kubikmeter fruchtbarer Erde
Kryomation
- Methode: Gefriertrocknung mit flüssigem Stickstoff
- Vorteil: Reduziert Körper zu biologisch abbaubarem Pulver
- Umwelt: Deutlich geringerer CO₂-Ausstoß als Kremation
Aquamation
- Wasserkremation: Beschleunigter natürlicher Zersetzungsprozess
- Verbrauch: Nur 1/8 der Energie einer traditionellen Kremation
- Rückstände: Nur Knochenasche, keine schädlichen Emissionen
Ökologische Materialien und Produkte
Nachhaltige Sargoptionen
- Weidengeflecht: Handgeflochtene Körbe aus nachhaltiger Weidenernte
- Unbehandeltes Holz: Säge ohne Lacke, Beizen oder Metallbeschläge
- Kartonagen: Besonders stabile, biologisch abbaubare Kartonssärge
- Pilzbasiert: Innovative Särge aus Mycelium (Pilzwurzeln)
Umweltfreundliche Urnen
- Biozersetbare Urnen: Aus Maisstärke, Ton oder Papier
- Baumsetzlinge: Urnen, die zu Bäumen werden
- Meeresurnen: Spezielle wasserlösliche Urnen für Seebestattungen
- Pilzurnen: Fördern Pflanzenwachstum und Bodenregeneration
Nachhaltige Grabgestaltung
- Heimische Pflanzen: Wildblumen und regionale Gewächse
- Natursteine: Unbearbeitete Steine aus der Region
- Verzicht auf Chemikalien: Keine Pestizide oder künstlichen Dünger
- Permakultur-Prinzipien: Schaffung ökologischer Kreisläufe
Entscheidungshilfen für nachhaltige Bestattungen
Fragen zur Orientierung
- Persönliche Werte: Wie wichtig ist Umweltschutz für den Verstorbenen/die Familie?
- Verfügbarkeit: Welche nachhaltigen Optionen sind in der Region verfügbar?
- Kosten: Wie ist das Budget im Vergleich zu traditionellen Bestattungen?
- Rechtslage: Was ist in dem jeweiligen Land/Region gesetzlich erlaubt?
Praktische Schritte
1. Information sammeln: Verfügbare nachhaltige Optionen recherchieren
2. Bestatter kontaktieren: Nach ökologischen Alternativen fragen
3. Friedhof prüfen: Regelungen für grüne Bestattungen erfragen
4. Kosten vergleichen: Preise nachhaltiger vs. traditioneller Optionen
5. Rechtslage klären: Lokale Gesetze und Vorschriften beachten
Langfristige Überlegungen
- Grabbepflanzung: Pflegeleichte, heimische Pflanzen wählen
- Grabstein: Auf nachhaltige, regionale Materialien setzen
- Grabpflege: Ökologische Pflegemethoden bevorzugen
- Andenken: Lebende Erinnerungen (Bäume, Gärten) schaffen